Die Architektur der Kirche
Die Kirche in Lubowitz ist ein Bau, der alle charakteristischen Bestandteile des architektonischen Konzepts der Neogotik verbindet. Es handelt sich dabei um: Außenfarbton, der auf Ziegelrot und Steinweiß basiert, Emporstrebung - auch Vertikalismus genannt, Leichtheit, Verhältnisschlankheit sowie Abtrennung des Presbyteriums von Schiffrumpf.
Neogotik ist eine Richtung in der Architektur und in den Dekorationskünsten, die sich durch eine Rückkehr zur Gotik auszeichnet. Sie tat vom Ende des 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts auf. In der Rückkehr zur Gotik sah man eine Möglichkeit, die Heilung der Architektur und ethischen Wirkungsmittel auf die Gesellschaft. Der gotische Stil sollte den Bauwerken monumentale Schönheit verleihen, was an dem Beispiel der Kirche in Lubowitz zu sehen ist.
Die Kirche ist ein orientiertes, verlängertes, dreischiffiges, nach dem Grundriss des lateinischen Kreuzes geplantes Bauwerk. Das Innere ist im Schiffrumpf breit und verengt sich im Presbyterium. Die Abmessungen sind: Länge 42 m, Breite 15 m, Höhe des Turmes 40 m und Transept 15 m breit. Die Nutzfläche der Kirche beträgt 734 m2. An das Presbyterium liegt die Sakristei von der Nordseite an. Die Mauern der Kirche wurden aus Klinkerziegel gebaut und ruhen auf einem Fundament aus Kalkstein mit Ziegelsockel. Die Kirche hat außer dem Heizraum, der unter dem linken Kreuzesarm des Grundrisses der Kirche und dem Presbyterium liegt, keinen Keller. Die gegenwärtige Dachbedeckung stammt aus dem Jahr 2005. In die Kirche führen drei Eingänge: der Haupteingang vor der Westseite und zwei Nebeneingänge, von denen einer in die Sakristei führt und der zweite neben dem Nebenaltar liegt. Die Westfassade endet mit einem Turm, der gleichzeitig auch eine Vorhalle ist. Ursprünglich war der Turm höher, jedoch wurde er im Krieg beschädigt und danach nur bis zur Hälfte wiederaufgebaut. Im oberen Teil des Turmes wurden Uhren eingebaut. Auf dem Kirchturm befinden sich ein Kreuz, eine Kugel und ein Hahn. Die Kugel symbolisiert die Welt. Der Hahn weckt nach einer alten Volkstradition mit dem Morgenkrähen die Leute, damit sie in die Kirche gehen.
Außen, an der Verbindung des Hautschiffes mit dem Presbyterium befindet sich noch ein kleiner Turm, der mit einer Kugel und einem Kreuz gekrönt ist. Hinter diesem, am Ende der Presbyteriumslänge ist ein Kreuz angebracht.
Der Turm dient gleichzeitig als Glockenturm. Aktuell sind auf dem Turm vier Glocken aufgehängt. Die größte Glocke trägt den Namen der Hl. Familie - Jesus, Maria, Josef, die mittlere Glocke den Namen des Hl. Hedwig und die kleine den der Hl. Anna. Auf der vierten Glocke wurde der Name des Stifters der Glocke - Waldemar Zylla A. D. 2001 Schlüchtern angebracht.
Außerhalb der Kirche, auf der linken Seite, neben dem Haupteingang, befindet sich eine Figur des im Ölgarten betenden Herrn Jesus, der von einem Engel gestärkt wird, im Hintergrund befindet sich ein Gemälde, das die Aposteln zeigt. Außerdem befindet sich auf dem Platz vor der Kirche ein Friedensdenkmal, welches den Opfern des Krieges und der Gewalt, insbesondere in Schlesien, gewidmet ist. Die Platzierung vor der Kirche im Ort Lubowitz, bedeutet heutzutage viel für die polnische und deutsche Kultur und hat damit ihre besondere Bedeutung und Aufgabe. Das beweisen die Aufschriften: „Wort Gottes ist Wahrheit” sowie „Bete und arbeite für Frieden”. Das Denkmal entstand aus der Initiative von Dr. G. Wode, und seinen Bau hat der Prinz von Ratibor, Franz Albrecht, finanziert. Die feierliche Einweihung und Enthüllung fand am 2. August 1998 statt.
Auf dem zentralen Platz, also in der Apside, auch Presbyterium genannt, befindet sich der Hauptaltar im neogotischen Still, welcher geschnitzt und in sieben Teilen geteilt ist. Auf dem zentralen Platz ist die Heiligste Jungfrau Maria, die das Jesuskind hält und dem Hl. Dominik den Rosenkranz übergibt, dargestellt. Auf der linken Seite ist die Szene der Jesusgeburt in Bethlehem zu sehen, gegenüber auf der rechten Seite wurde das letzte Abendmahl verewigt. Unten, von linker Seite angefangen sieht man nacheinander: die Hl. Hedwig von Schlesien, die eine Kirche auf den Händen hält, welche ihre Verdienste für Kirchen- und Klosterstiftung in Schlesien symbolisiert; den Hl. Paul Apostel, den Hl. Peter mit Schlüsseln und auch die Hl. Elisabeth. Zusätzlich befinden sich im Presbyterium zwei Figuren von Heiligen. Auf der linken Seite ist die Hl. Barbara, die in den Händen einen Kelch und ein Schwert hält, die ihren Märtyrertod symbolisieren. Ein bei ihren Füßen stehender Turm symbolisiert das Gefängnis, in dem sie eingesperrt war. Unter der Figur befindet sich ein Versteck für heilige Öle. Auf der rechten Seite befindet sich die Figur des Hl. Urban – der Schutzpatron der Bauern, der Weintrauben hält. Das Presbyterium wurde auch mit drei Glasfenstern geschmückt. Das zentrale Fenster stellt die Szene der Offenbarung der Gottesmutter in Lourdes dar. Links ist die Szene des Jesus im Tempel und rechts die Verkündung der Heiligen Jungfrau Maria zu sehen. Außerdem hängt rechts im Presbyterium das ewige Licht - das auf Anwesenheit Christi im Tabernakel aufmerksam macht.
Auf dem konziliaren Altar befinden sich auf Blech gemalte Szenen aus der Bibel. Von links sieht man der Reihe nach: Melchizedek Opfer vom Brot und Wein, das Osterlamm und Abraham, der seinen Sohn Isaak zum Opfer darbringen möchte.
Die Seitenaltäre, die im Schiffrumpf platziert sind, sind im gleichen Still wie der Hauptaltar ausgefertigt: geschnitzt und geschmückt.
Im linken Seitenschiff befindet sich der Altar des Herrn-Jesus-Herzen und des Hl. Josef. Im Mittelpunkt des Altars hängt ein Bild, das den Hl. Josef darstellt, der das Kind Jesus in den Händen hält und das Kreuz unterstützt. Das Kind berührt und hält das Kreuz. Über dem Bild befindet sich ein Kreuz mit dem gekreuzigten Jesus. In dem Altar sind zwei Reliefs integriert: das linke stellt die Vermählung der Gottesmutter mit dem Hl. Josef dar, das rechte den in der Anwesenheit des Jesus und der Maria sterbender Hl. Josef. Auf der linken Seite des Altars befindet sich eine Figur des Hl. Jacek, der in den Händen eine Monstranz und Figürchen der Gottesmutter mit dem Kind hält. Der Hl. Jacek ist der Schutzpatron von ganz Schlesien. Auf der rechten Seite des Altars ist eine Figur der Hl. Terese vom Jesuskind - eine Nonne, die in der Hand ein Kreuz hält. Unter dem Bild steht die Figur des Herrn-Jesus-Herzen. Nebenan steht der Weihwasserbrunnen, auf dem die Figur des Hl. Johannes dem Täufer, welcher den Christus tauft. Über dem Weihwasserbrunnen befindet eine Figur des Hl. Florian - des Schutzpatrons der Feuerwehr, der ein brennendes Gebäude mit Wasser begießt.
Im rechten Seitenschiff ist eine gesonderte Kapelle, die heute den Namen der Mariakapelle trägt. Auf dem zentralen Platz befindet sich ein altes Bild der Gottesmutter aus Częstochowa, auf Holzbrett gemalt. Wie das Bild in die Pfarrgemeinde kam und wann es geschah, weißt niemand. Einige Pfarrgemeindemitglieder vermuten, dass das Bild in den Zeiten des Kulturkampfes in die Pfarrgemeinde gekommen sein könnte, also in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals hatten die Pfarrgemeinden Wallfahrten nach Częstochowa auf die Jasna Góra organisiert. Durch die Wallfahrten hatte man Hilfe und Schutz für die Kirche, den Glauben und für sich selbst erbitten. Oft brachte man von den Wallfahrten Gemälde mit Bildnis der Gottesmutter. Die Geschichte des Bildes, das sich in hiesiger Kirche befindet steht wahrscheinlich mit diesen Ereignissen im Zusammenhang.
Rechts und links des Bildes stehen Figürchen der knienden und betenden Engel. Die Kapelle schmücken Glasfenster, die betende Gestalten darstellen. Vor dem Bild der Gottesmutter aus Częstochowa, steht auf der rechten Seite eine Figur der unbefleckten Jungfrau Maria. Über dem Seiteneingang vor der Maria Kapelle wurde auf der Wand eine Figur des Hl. Nepomuk - der Schutzpatron der Beichtväter angebracht, der ein Kreuz und eine Lilie - Symbole des Martyriums - hält.
Eine stilistische Einheit mit den Altären bildet die Kanzel, die an der Säule des rechten Seitenschiffes angebracht ist. Die Kanzel ist mit vier Reliefen geschmückt, die die vier Evangelisten darstellen: den Hl. Markus, Hl. Matthäus, Hl. Johannes und Hl. Lukas. Über der Kanzel hängt auf der Säule das Kreuz mit dem gekreuzigten Christus.
Bei den Farbtönen der Altäre und der Kanzel überwiegen für die Kunst der Gotik typische Farben und zwar Purpur, rot, grün, blau und gold. Die Farben haben ihre theologische Bedeutung. Gold stellt den göttlichen Schein dar und die Auferstehungsglorie; rot steht für das Blut des Erlösers und der Märtyrer, sowie für den Heiligen Geist und die Liebe; grün – Farbe der Hoffnung, des neuen Lebens und des göttlichen Erbarmen; dagegen blau steht für Himmel, Glauben und Wahrheit und auch für die Heiligste Jungfrau Maria.
Entlang jedes Schiffes hängen an den Wänden Bilder, die den Kreuzweg darstellen. Sie wurden gleichmäßig verteilt, je sieben Stationen pro Seite. Die Kreuzwegstationen sind mit neogotischen Rahmen umrahmt.
Im Seitenschiff auf der linken Seite hängt an der Wand das Bild des Barmherzigen Jesus. Im Hauptschiff wurden an den Säulen zwei Figuren der Heiligen angebracht: links die Figur des Hl. Franziskus mit dem Kind Jesus, rechts die Figur des Hl. Antonius, der das Buch der Heiligen Schrift hält. Die Figuren sind in der Kirche nicht ohne Grund gestellt worden - sie bilden praktizierten Kultus und die Frömmigkeit ab.
Unter dem Chor im Seitenschiffen stehen zwei Beichtstühle. Einer davon ist älter und im neogotischen Still ausgefertigt. Es befindet sich darauf auch die Figur der Schmerzhaften Gottesmutter, die den mit dem Schwert durchdringtem und vom Kreuz genommenen Christus auf dem Schoß hält.
Im Hauptschiff gibt es acht Glasfenster, die neogotische Ornamente (ugs. Butzenscheiben) darstellen.
Der Fußboden im Schiffrumpf ist mit gefärbten, weiß-grünen Keramikfliesen belegt. Das Material harmonisiert perfekt mit dem Rest des Innenraumes insbesondere mit den Farbtönen des neogotischen Holzwerkes.
Im Hauptschiff und in den Nebenschiffen stehen Bänke. Es sind aber keine Bänke aus der ursprünglichen Ausstattung der Kirche. Die gegenwärtigen Bänke stammen aus dem Jahr 1988 und wurden aus den Opfern der Pfarrgemeindemitglieder und des Klosterbruders Walenty Sługa gespendet.
Auf dem Chor steht die Elektroorgel und die Pfeifenorgel, die außer Betrieb ist mit einem Prospekt im neogotischen Still. Die Gesamtstruktur des Chores zeigt Merkmale der Neogotik.
Im Vorbau der Kirche hängt ein Kreuz und über der Tür ist ein Glasfenster mit einer Szene aus dem Evangelium des Hl. Matthäus zu sehen.
Bearbeitet nach: Grzegorz Nowak, Dzieje parafii p.w. Narodzenia Najświętszej Maryi Panny w Łubowicach w latach 1447-2005, Opole 2006, s. 80-86 (passim)
Übersetzung: Karina Plis
Korrektur: Jessica Pater